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Vom Gastarbeiter zum Existenzgründer Selbstständigkeit von Personen mit italienischem Migrationshintergrund in der deutschen Volkswirtschaft

  • In der vorliegenden Arbeit ist die Thematik der Existenzgründungen von Personen mit italienischem Migrationshintergrund in der deutschen Volkswirtschaft untersucht worden. Wir sind zu dem ErgebnisIn der vorliegenden Arbeit ist die Thematik der Existenzgründungen von Personen mit italienischem Migrationshintergrund in der deutschen Volkswirtschaft untersucht worden. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die zur Verfügung stehenden wichtigsten Datenerhebungsmöglichkeiten – die Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit, die amtliche Umsatzsteuerstatistik, die Gewerbeanzeigenstatistik und der Mikrozensus – allein genommen nicht alle nötigen Anforderungen für eine umfassende Analyse von Existenzgründungen seitens Personen mit Migrationshintergrund erfüllen. Aus diesem Grund ist die Untersuchung der italienischen Selbstständigkeit in der vorliegenden Arbeit vorwiegend anhand den Daten einer Studie des IfM der Universität Mannheim erfolgt, der ein Methodenmix – bestehend aus Daten der Gewerbeanzeigenstatistik, des Mikrozensus aus den Jahren 2000 und 2002 bis 2004 und aus einer Primärerhebung – zugrunde liegt. Die Daten dieser und anderer verwendeter Studien haben gezeigt, dass italienische Selbstständige über Jahre hinweg – von 1974 bis 2004 – nicht nur anzahlmäßig, sondern auch die Selbstständigenquote betreffend zu den am stärksten vertretenen Selbstständigengruppen in Deutschland gehören. Weiter sind in der vorliegenden Arbeit die Daten der verwendeten Studi-en in Zusammenhang mit den häufig in der Literatur vorkommenden theoreti-schen Erklärungsansätzen und Modellen zum unternehmerischen Handeln von Personen mit Migrationshintergrund gebracht worden. Es ist hierbei untersucht worden, ob und inwiefern diese Theorien für den Fall italienischer Existenzgründer in Deutschland anwendbar sind. Das in dieser Arbeit vorgestellte Ressourcenmodell des Immigrant-Business kann als Erklärung für die hohen Selbstständigenquoten der Italiener herangezogen werden. Da die italienische Bevölkerung seit den Anwerbephasen der 1950er-Jahre in Deutschland präsent ist, kann die erste Annahme dieser Theorie – die davon ausgeht, dass eine längere Aufenthaltsdauer von Zuwanderern für eine hohe Selbstständigenquote ihrerseits verantwortlich ist – für die italienischen Existenzgründer angewandt werden. Auch die Tatsache, dass Italien nicht über ein zentralverwaltetes Wirtschaftssystem verfügt und die sehr hohe Selbstständigenquote in Italien selbst – wodurch eine besondere kulturelle Tradition der Selbstständigkeit der Italiener angenommen werden kann – belegen für die italienischen Existenzgründer in Deutschland die Annahmen des Ressourcenmodells. Die für diese Arbeit verwendeten Daten haben gezeigt, dass die hohe Selbstständigkeitsneigung der Italiener von großen Fluktuationen begleitet ist. Parallel zu den Betriebsgründungen finden auch fast ebenso viele Stilllegungen statt. Dies hängt mit den Besonderheiten der von ihnen vorwiegend gewählten Branche – dem Gastgewerbe – zusammen. Mehr als die Hälfte der italienischen Selbstständigen sind also in einem Wirtschaftsbereich tätig, in dem weder ein besonders hohes Startkapital noch hohe Qualifikationsvoraussetzungen oder Sprachkenntnisse zur Gründung nötig sind. Diese niedrigen Markteintrittsbarrieren führen zu einer besonderen Attraktivität und somit zu einem hohen Wettbewerb in diesem Bereich. Weiter ist in der vorliegenden Arbeit untersucht worden, ob der Nischen-modell-Ansatz für italienische Selbstständige anwendbar ist. Da Personen italienischer Herkunft zu den größten ausländischen Bevölkerungsgruppen in Deutschland zählen, liefern sie genug Potenzial für das Entstehen von Ni-schenökonomien. Die verwendeten Daten für diese Arbeit haben aber gezeigt, dass bei den italienischen Existenzgründern der Anteil derer, von denen nicht einmal ein Viertel der Kunden derselben Herkunft entstammen, überwiegt. Der nischenorientierte Ansatz, der davon ausgeht, dass Nischenmärkte durch einen spezifischen Demand-Pull seitens von Kunden derselben ethnischen Herkunft des Existenzgründers entstehen, kann für in Deutschland lebende selbstständige Personen mit italienischem Migrationshintergrund demnach nicht angewandt werden. Die oben aufgeführten Beobachtungen müssen jedoch das Nischenmodell nicht vollständig verwerfen. Die Nische kann sich heute zu einem Markt entwickelt haben, der anfänglich für Landsleute entstanden ist und nun auch für die Aufnahmegesellschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Die Analyse des Einflusses von Push- und Pull-Faktoren hat für die italienischen Existenzgründer gezeigt, dass für sie eher die Pull-Faktoren und weniger die Push-Faktoren für den Entschluss sich selbstständig zu machen ausschlaggebend sind. Arbeitslosigkeit scheint für italienische Existenzgründer also kein ausschlaggebender Entscheidungsfaktor zu sein. Dieses Ergebnis ist insofern überraschend, wenn wir die hohe Zahl der erwerbslosen italienischen Staatsangehörigen in Deutschland berücksichtigen. Dementsprechend müsste der Einfluss von Push-Faktoren hoch sein, beziehungsweise die Unemployment-Push Annahme zum Tragen kommen. Außerdem ist beobachtet worden, dass italienische Existenzgründer mit Abitur oder mit akademischem Abschluss die höchsten Selbstständigenquoten aufweisen und dies obwohl die Markteintrittsbarrieren in der von den Italienern bevorzugten Branche – dem Gastgewerbe – durch geringe Qualifikationsvo-raussetzungen niedrig sind. Laut der Untersuchung der für diese Arbeit verwendeten Daten kann im Falle der von Italienern durchgeführten Existenzgründungen in Deutschland nicht von Necessity-Gründungen gesprochen werden. Trotz der hohen Arbeitslosenzahlen und dem überwiegend schlechten Bildungsniveau der in Deutschland lebenden Italiener, lässt sich ihr Gründungsverhalten überraschenderweise eher einer „Ökonomie der Selbstverwirklichung“ als einer „Ökonomie der Not“ zuordnen. Die Selbstständigkeit der in Deutschland lebenden Personen mit italienischem Migrationshintergrund kann folglich nicht durch ein einziges Modell erklärt werden. Um ein umfassendes Verständnis zu erlangen, ist es notwendig mehrere Erklärungsansätze und Modelle zu kombinieren.show moreshow less

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frontdoor_oas
Metadaten
Author:Pamela Presta
Advisor:Gerhard Pfister
Document Type:Master's Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2014/11/27
Publishing Institution:Hochschule Nürtingen-Geislingen
Granting Institution:Hochschule Nürtingen-Geislingen, Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management
Date of final exam:2013/10/07
Release Date:2014/11/27
Tag:Existenzgründung; Ökonomie der Selbstverwirklichung
Immigrant Business
GND Keyword:Unternehmensgründung
Institutes:Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management / Internationales Management (IM), Master
Licence (German):License LogoVeröffentlichungsvertrag für Publikationen ohne Print on Demand